St. Oberholz ist Unterzeichnerin der Charta der Vielfalt

Diversität ist für St. Oberholz weit mehr als Gleichstellung oder das zurzeit viel diskutierte Gendern. Wir sind offen für alle. Offen für Ideen. Offen auch im Gegensatz zu allen ausgrenzenden Ideen. Bei uns zählt Persönlichkeit, nicht das Geschlecht, der Geschmack, die Herkunft oder gar persönliche Orientierungen. So banal wie essentiell: Wir alle sind unterschiedlich und das ist gut so! Empathie und Menschlichkeit lassen unterschiedlichste Persönlichkeiten zu einer inspirierenden Gemeinschaft werden und erst so Wirksamkeit erzeugen. Heterogenität macht kreativ, Homogenität macht müde. Ganz gleich von wem es kommt: Bei uns geht es immer um die Qualität des Beitrages.

Diese Haltung haben wir auch durch die Unterzeichnung der Charta der Vielfalt symbolisiert. Mit ihrer Initiative “Diversity als Chance” ist sie ein wichtiger Beitrag zu einer Kultur der Vielfalt und des Zusammenhalts. Gemeinsam mit über 4.000 weiteren Unternehmen und Organisationen in Deutschland wollen wir damit ein Zeichen für eine offene, vorurteilsfreie Gesellschaft setzen.

Mehr zur CHARTA DER VIELFALT

St. Oberholz im aktuellen Handelsblatt Journal

“Die Karten werden neu gemischt”, heißt es auf dem Titel des neuen Handelsblatt Journals, einer Spezialausgabe zum Thema Immobilienwirtschaft. Auch das St. Oberholz ist hier mit einem Statement dabei, in dem es um die Veränderung der Arbeitswelt geht. “Je ortsunabhängiger Arbeit organisiert wird, um so mehr wird die echte Begegnung an Bedeutung gewinnen”, sagen Ansgar Oberholz und Malte Sudendorf voraus:

Den vollständigen Artikel könnt ihr HIER kostenlos herunterladen.

Die komplette Ausgabe des Handelsblatt Journals findet ihr HIER.

Give me a reason to go to the office

Das Wall Street Journal fragte Reed Hastings, den CEO von Netflix, Anfang September, ob er bereits ein Datum im Kopf habe, wann die Mitarbeitenden wieder in die Büros zurückkehren sollten. Mr Hastings Antwort lautete: “Twelve hours after a vaccine is approved.”

Twitter hat bereits im Mai Homeoffice für alle und für immer ausgerufen, alle 4.900 Mitarbeitende dürfen sich ihr Büro zuhause mit einem Budget von 1.000 Dollar selber ausstatten. Netflix und Twitter gelten nicht gerade als innovationsfeindliche Unternehmen, und doch sind ihre Regelungen, was die Dezentralisierung und Ortsunabhängigkeit der Arbeit betrifft, völlig konträr.

Es ist zu früh vorherzusagen, wie groß der Einfluss mobilen Arbeitens sein wird und wie viel und was übrig bleibt, wenn die Pandemie vorüber ist. Aber eines ist sicher: Hier wurde ein Geist aus der Flasche gelassen, der bisher nur bei Start-ups und der Avantgarde der Remote Worker zu Hause war. Ein Geist, der in kurzer Zeit Dinge zauberhaft ermöglichte, die viele Führungskräfte zuvor als völlig abwegig ansahen. Ein Geist, der den Mainstream der Wissensarbeiter*innen weltweit infiziert hat und der sich nicht einfach wieder in die Flasche zurückstecken lässt.

Was geschieht mit Unternehmenskultur?

Dieser Geist wirkt im kulturellen Spannungsfeld: zwischen der Angst der Unternehmensführung vor Kontrollverlust über die Workforce und der Frage der Workforce, warum und wozu sie Büros so nutzen sollte wie vor der Pandemie (… und warum sie wieder wertvolle Lebenszeit mit Pendeln zubringen sollte). Arbeitgeber*innen befürchten, sie hätten keine Kontrolle mehr, und wissen nicht, wie sie führen sollen, wenn kaum noch nennenswerte Begegnungen im echten Leben stattfinden. Der natürliche Reflex ist, es wieder so zu regeln wie vor der Krise.

Es ist jedoch anzunehmen, dass es Widerstand aus den Reihen der Mitarbeitenden geben wird, über den man in der Unternehmensführung nicht einfach wird hinwegsehen kann. Arbeitnehmer*innen werden einen guten und vor allem neuen Grund brauchen, um in die konventionellen Büros zurückkehren. Es ist mittlerweile bewiesen, dass mobiles Arbeiten funktioniert, nicht wenige Arbeitnehmer*innen sprechen von Produktivitätssteigerung. Sie haben an den Vorteilen von ortsunabhängiger Arbeit genippt. Auf der anderen Seite ist auch allen klar geworden, dass Brainstorming, ein Krisengespräch oder die Planung der Jahresstrategie es durchaus erfordern, gemeinsam in einem analogen Raum zu sitzen und Emotionen lesen zu können. Das Homeoffice wird nicht mehr verschwinden. Die Ansprüche an den Arbeitsplatz zu Hause werden steigen. Homeoffice ist allerdings nicht die Antwort auf alle Fragen der ortsunabhängigen Arbeit, sondern nur eine Möglichkeit für mobiles Arbeiten.

Was bedeutet das für Räume und Orte?

Konventionelle Büros, Headquarters und Single-Tenant-Einheiten werden weiterhin existieren, ihre Nutzung wird sich jedoch radikal verändern, und dies erfordert ein nie dagewesenes Maß an Flexibilität, Services und Digitalisierung. Die zeitliche Präsenz der Mitarbeitenden wird sich verringern, Headquarter werden jedoch umso mehr den Markenkern und die Kultur von Unternehmen symbolisieren müssen, als sie dies bisher taten. In zentralen großflächigen Büros in Metropolen wird ein Flächenüberschuss entstehen, der teilweise nicht auf dem herkömmlichen Immobilienmarkt verwertbar sein wird.

In Deutschland sind im August 2020 bereits 50 % aller Beschäftigten wieder voll im Büro, 20 % sind noch ein bis zwei Tage im Homeoffice. Welch vertane Chance, die Kraft dieser Krise zu nutzen!

Wie könnte das konkret aussehen?

Unternehmensführungen benötigen Beratung, um die Angst vor dem Kontrollverlust durch eine dezentralisierte Organisation zu verlieren. Es gibt wirksame und bewiesene Strukturen, die bereits vor dem Lockdown funktionierten. Die mehr persönliches Wachstum, größere Effizienz und eine Steigerung der Performance möglich machen. Aber es bedarf Mut und Entscheidungswillen der Unternehmensführung und Zuhörens gegenüber den eigenen Mitarbeitenden, um dezentrale Führung und neue Work Rules zu etablieren.

Die frei werdenden Flächen in zentral gelegenen Büros sollten an die Bedürfnisse der Workflows der Teams angepasst werden: mehr flexible Workshop- und Projekträume, flexible Arbeitstische, die tageweise gebucht werden können. Überschüssige Flächen können smart an externe Teams und Start-ups vergeben werden, die dem eigenen Unternehmen neue Perspektiven und Begegnungen ermöglichen können.

Um dem Bedürfnis der Mitarbeitenden nach weniger Fahrtzeit und mehr Flexibilität nachzukommen und gleichzeitig dem Management eine gewisse räumliche Kontrolle zu erlauben, könnte man statt eines großen zentralen HQ ein dezentrales, das über eine Metropolregion verteilt ist, einrichten. Kleine Büroeinheiten, die den Standards des Unternehmens entsprechen, die der Betriebsrat abnickt und die sich vor allem in der Nähe der Mitarbeitenden befinden. (Die Informationen über deren Wohnorte hat jedes Unternehmen, und sie lassen sich denkbar einfach auswerten). Ein Office Grid aus Neighbourhood-Offices. Ein dezentrales smartes HQ, das einzelne Teile flexibel zuschalten oder abstoßen kann, je nach Bedarf.

Die positiven Effekte auf den CO2-Abdruck durch deutlich verringerte Fahrten und die gesteigerte Zufriedenheit der Menschen, die mehr Lebenszeit zur Verfügung haben, sind wichtige Nebeneffekte. Zudem sinkt damit die Wahrscheinlichkeit, im Falle einer Ansteckung große Teile der Belegschaft in Quarantäne schicken zu müssen.

Und zu guter Letzt: Wenn Homeoffice eine echte, bleibende Alternative sein soll, müssen die Arbeitgeber*innen den Mitarbeitenden entsprechende Möbel und Tools zur Verfügung stellen.

All dem liegt ein Paradigmenwechsel zugrunde: rollenbezogenes wird zu anlassbezogenen Arbeiten. Je nach konkreter Aufgabe wählt der Mitarbeitende zwischen dem Neighbourhood-Office, Homeoffice, einem Café oder dem Headquarter aus.

Manche Unternehmensführungen fremdeln noch ein wenig mit der Neuordnung der Arbeitswelt. Eines ist jedoch vorhersehbar: Man wird weder den Geist in die Flasche noch die Mitarbeitenden in die Büros zurückstecken können.

St. Oberholz Produkte und Services

St. Share aktiviert überschüssige Flächen.
St. Flexible Office ermöglicht die Erstellung eines flexiblen Office Grids in Berlin.
St. Home bringt professionelle Büroausstattung nach Hause.
St. Consulting hilft dabei, Unternehmenskultur dezentral zu prägen und anlassbezogenes Arbeiten zu ermöglichen.

St. Oberholz öffnet weitere Standorte

Vor fünfzehn Jahren fing alles mit einem sehr besonderen Café-Konzept am Rosenthaler Platz an. Heute betreibt St. Oberholz vier Standorte und wird in den kommenden Monaten sechs weitere Standorte für die Berliner und Potsdamer wiederbeleben, die von Offenheit und leichter Zugänglichkeit geprägt sein werden. Für einige dieser sehr besonderen Orte, kann man schon jetzt Memberships oder Team-Offices buchen.

ST. KREUZBERG

ENDLICH. MITTE IN KREUZBERG.

Im gleichen klassischen Kreuzberger Fabrik-Loft-Gebäude in dem auch Freunde von Freunden ihren Friends Space in der Glogauer Straße betreiben, dürfen wir ab Februar einen Coworking Space über mehrere Etagen hinzufügen. Hier war bis 1999 der Kreuzberger Club “Turbine” mit dem KitKatClub untergebracht. Genau hier wurden in Berlin 1989 die ersten Acid House Partys gefeiert. Heute kann man ab sofort Memberships und Team Desks buchen. Der Beat klopft weiter. Wer Kreuzberger Fabrik-Loft-Klassik sucht, wird sie an diesem Ort finden.

OPENING FEBRUAR 2020.  St. Kreuzberg, Glogauer Straße 2, 10999 Berlin

 

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ST. KASTANIENALLEE

ENDLICH. CASTINGALLEE. 

 

Das versteckte ruhige Fabrikgebäude wurde 1887 für die Ventilationsfirma W. Hanisch & Cie. in Prenzlauer Berg errichtet. Sie lieferten in den 10er Jahren des letzten Jahrhunderts den innovativen Archimedes Propeller für Dampfturbinen. Ab März 2020 kann man hier Private Team Offices, Team Desks und Memberships nutzen. Mit einem Garten und klassischen Berliner Kappendecken.

 

OPENING MäRZ 2020.  Kastanienallee 84, 10435 Berlin

 

 

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ST. ROSA-LUXEMBURG-PLATZ

ENDLICH. NOCH MEHR ST. OBERHOLZ AUF DER TORTRASSE. 

 

Das Schönhauser Tor an der Ecke zur Torstraße wirkt surreal, ein wenig aus der Zeit gefallen. Außen 90er Jahre, im Gebäudekern die 20er des letzten Jahrhunderts. Genau dort, in der ehemaligen Apotheke eröffnet St. Oberholz ein weiteres Working Café im Erdgeschoss und im ersten Stock einen Coworking Space mit Blick auf die Kreuzung zur Schönhauser Allee und das neue Suhrkamp Verlagsgebäude. Wir verstehen diesen Standort als Erweiterung unseres Campus in Mitte, der sich damit über drei Häuser entlang der Torstraße erstreckt. Buchen kann man ab sofort Private Team Offices, Team Desks und Fixed Desks.

 

OPENING APRIL 2020.  St. Rosa-Luxemburg-Platz, Torstraße 49, 10119 Berlin

Available Private Offices – May 2020

Private offices at St. Oberholz give you 24/7 access to your private space with full service included if you wish. Cleaning, wifi, printer, coffee, and plenty of space just for yourself.

Mitte

  • 3 people room at Rosenthaler Platz
  • 5 people room at Rosenthaler Platz
  • 6 people room at Rosa-Luxemburg-Platz
  • 8 people room at Rosa-Luxemburg-Platz
  • 10 people room at Zehdenicker Straße 1
  • 12 people room at Kastanineallee 84
  • 12 people room at Zehdenicker Straße 1
  • 15 people room at Kastanienallee 84
  • First time: 3 room retail space at Kastanineallee 84

 

Kreuzberg

  • 6 people room at B-Part Gleisdreieck
  • 12 people room at B-Part Gleisdreieck
  • 47 people room at B-Part Gleisdreieck (+ conference rooms and phone booth)
  • 55 people room (entire floor) at Glogauer Straße 2
  • 110 people room (2 floors) at Glogauer Straße 2
  • Fixed Desks for 1-30 people at Glogauer Straße 2

 

Want to see more? Not exactly what you’re looking for? Please use our contact form.

Please acknowledge that the given number of people is the maximum number without social distancing guidelines. We are happy to provide advice for a safe office space anytime.

Liebesbeziehungen zu Hockern und wie man sich ein zu Hause an jedem Ort in Berlin erschaffen kann

Koulla Louca, Co-Founder St. Oberholz im seltenen Gespräch mit Anja Prinz

Auf das Gespräch heute freue ich mich sehr. Koulla ist der weibliche Part in der St. Oberholz Geschichte. Koulla selbst liebt es aus dem Hintergrund heraus zu agieren – ihre Handschrift ist für jede*n Besucher*in ganz sichtbar: In der Gestaltung der Räume.
Wenn sie selbst einen Raum betritt, fällt auf, dass dies sehr leise geschieht. Und doch kommt man nicht umhin sie wahrzunehmen. Wir setzen uns an diesem sommerlichen Tag ins Café und vergessen das Geschehen um uns sehr schnell.

Wann hast du angefangen dich mit Räumen zu beschäftigen?
K: Die Art von Räumen von denen wir hier sprechen hat etwas mit der Sehnsucht meiner Kindheit zu tun. Ich bin eher zwischen Umzugskisten aufgewachsen. Wir waren nie länger als zwei Jahre an einem Ort und für meine Eltern war das Gestalten von Räumen nicht wirklich wichtig. Ich jedoch träumte von schönen Räumen und Orten, die in ihrer Beständigkeit und Geborgenheit ein zu Hause sind. Immer schon habe ich mir jeden Platz, auch wenn er noch so klein war, mit einfachsten Mitteln und Möglichkeiten zu meinem eigenen gemacht, um Halt zu finden. So werden Räume zu einem zu Hause für mich.

Mich berührt die Bedeutung, die du da beschreibst…

K: Die Dinge, die mich umgeben, sind sehr bedeutend. Es ist wichtig für mich ein zu Hause zu formen, daher habe ich sehr früh mein Elternhaus verlassen, um selber Räume prägen zu dürfen. Wie du weisst, zog es mich nach Berlin.

Ja. Wir haben vor einiger Zeit ein kleines Porträt von dir für einen Berlin-Guide umgesetzt. Deine dort beschriebene Liebe zu unserer Stadt war einzigartig, weil so echt.

K: Berlin… Ich war als Teenager zweimal zu Besuch in der Stadt und danach bin ich hergezogen. Die Stadt war ein Spielfeld der Improvisation und des Erfindens. Ich fühlte mich so berührt und bestätigt. Vieles von dem, was ich in meiner Anfangszeit in meine Wohnung gebracht habe, kam vom Flohmarkt oder von der Straße – Fundstücke eben.

Das dachte ich immer auch von den Räumen, die ihr „erschaffen“ habt. Sie spiegeln für mich nicht wirklich eine durchdachte Ästhetik wieder. Sie erzählen eher eine private Vision…

K: Wir haben unsere Läden immer auch so gestaltet wie wir ganz persönlich mögen würden. Und am Ende auch wie wir selbst leben. In meiner Wohnung würdest du ständig Zitate unserer öffentlichen Räume entdecken und umgekehrt. Es gibt Stücke, die sind mir persönlich wertvoll, auf die achte ich sehr. Ich kann zu Gegenständen eine tiefe Verbindung entwickeln. (lacht)

Würdest du eines dieser Stücke „enttarnen“?

Es gibt einen Hocker, den habe ich für die Zehdenicker Straße gefunden und in den habe ich mich zu sehr verliebt. Nach der Eröffnung schnappte ich ihn mir und trug ihn nach Hause. Aber dieser Hocker wandert immer von Projekt zu Projekt und findet da seinen Platz, wo wir etwas Neues beginnen. Wie ein Glücksbringer. Zwischendurch muss er aber immer wieder nach Hause in den sicheren Hafen.

Dann ist dieser Hocker ja so etwas wie ein Schatz oder wie ein Hausgeist, der die neuen Oberholz-Räume mit den alten verbindet…

Ein schönes Bild. In all den Jahren haben wir unterschiedliche Konzepte in unseren Häusern umgesetzt. Einige Jahre auch die Vermietung von Appartements. Wie das dann oft so ist, fehlt am Ende bei der Innengestaltung immer etwas Budget. Bei jedem Apartment kamen wir an diesen Punkt und dann kam unser privates Sofa zum Einsatz. In jedem Appartement stand also für eine gewisse Zeit unser Sofa und im Laufe der Jahre gab es ein ständiges Hin und Her. Möbelstücke aus unserer Wohnung wanderten in unsere Projekte und zurück. Sehr lustig, denn wir sind unseren eigenen Möbeln rund um die Uhr begegnet. Ansgar und ich waren immer tief in jedem Prozess und allen Details unserer Projekte involviert. Wir haben in jedem St. Oberholz bei der Renovierung mitgeholfen.

Das heisst, ihr wart dort selbst am Werkeln?

Ja. Wir haben zu allem und allen, die uns geholfen haben, einen engen Bezug. Mit unserer Innenarchitektin Astrid Pankrath habe ich über die Jahre eine intensive Bindung aufgebaut. Wir denken oft das gleiche und verstehen uns ohne Worte. Bis heute arbeiten wir mit den gleichen Handwerkern zusammen. Viele sind mit uns gemeinsam gewachsen.

Da kommt für mich plötzlich nochmal eine ganz andere Wertschätzung zu Tage. Vielleicht ist es aber auch genau das, was hintergründig wirkt und wahrgenommen wird. Denn ich habe in Gesprächen immer wieder gehört, wie sehr diese Räume eine Rolle spielen. Ist dir das bewusst?

Mein intuitives Raumgefühl springt in jedem leeren Raum an. Ich sauge immer auf – egal ob ich in meinen eigenen Räumen oder fremden. Ich liebe die Inspiration, die mir so begegnet und zufällt. Ich sammle in meinem inneren Ordner. Es entsteht meist ein Mix aus persönlichen Vorlieben, meinem kreativen Speicher und der Geschichte eines Raumes. Dass wir damit unsere Gäste erreichen, erfüllt mich.

Immer wieder taucht das Oberholz am Rosenthaler Platz als erster Erinnerungsort auf. Du hast diesen Ort ja in einem Zustand betreten, den nur ganz wenige mit dir teilen. Wie war diese erste Begegnung?

Ich erinnere mich sehr genau. In dem Moment, an dem ich die Räume betrat, wollte ich schon wieder raus. Dort war zu diesem Zeitpunkt noch eine Tabledance Bar. Ich hatte überhaupt keinen Bezug zu diesem Ort und konnte mir nichts vorstellen. Was ich jedoch wahrgenommen habe, war die Energie dort, besonders vom Rosenthaler Platz selber. Zwischen Ansgar und mir ging es dann zwei Monate zwischen „natürlich-unbedingt…“ und „auf gar keinen Fall starten wir das“ hin und her. Wir erhielten ziemlich viel Gegenwind. Und es gab das eine wichtige Telefonat zwischen uns. Da waren wir uns einig, dass wir unserer Intuition vertrauen und es einfach versuchen müssen.

Wir haben sehr viel recherchiert und gelesen. Über das Haus, die Geschichte und die ursprüngliche Gestaltung der Räume, über die Aschinger-Brüder und ihre Unternehmen. Ein schönes Detail der Geschichte um die beiden ist, dass sich an diesem historischen Ort am Rosenthaler Platz stets viele Künstler*innen eingefunden haben, weil es immer kostenloses Brot gab.

Was für eine schöne Transformation! Die Künstler*innen bekamen das Brot umsonst und die digitale Bohème im Oberholz kostenlosen Zugang zu Wlan und Strom…

Ja, genau das wollten wir fortführen. Wir schenken die Arbeitsatmosphäre und alles andere, was für eine neue Form von Arbeit notwendig ist. Was uns aber noch viel mehr umgetrieben hat, ist der Wunsch, die Menschen zusammenzubringen. Menschen, die zufällig aufeinander treffen und sich doch den selben Ort ausgesucht haben. Bei uns können sie miteinander sein. Wir wollten einen beständigen Ort gestalten und damit auch unsere tiefe Verbindung zum Rosenthaler Platz symbolisieren.

Was natürlich auch bleibt, sind all die Geschichten und Zeiten, die wir erlebt haben. Vor 15 Jahren war es am Rosenthaler Platz deutlich familiärer. Und da kamen fast täglich Menschen vorbei, die uns ihre ganz persönlichen Erinnerungen erzählten. Zur Geschichte eines Hauses gehören eben die vielen, kleinen einzelnen Geschichten. Ich glaube, dass Erfolg auch von der Gabe abhängt, Vergangenheit und Gegenwart an einem Ort zu verweben. Wir werden durch unsere Gäste beschenkt, das ist für mich Antrieb, macht mich glücklich.

Ich möchte nochmal auf Berlin zurück kommen. Deine sehr offen gelebte und kommunizierte Verbundenheit fühlt sich wie ein notweniger Schlüssel in der Oberholz-Geschichte an. Wo begegnen wir der Koulla in den legendären Berlin-Jahren?

Mich hat der Ostteil der Stadt damals angezogen. Ich habe das nicht hinterfragt, es war einfach so. Da stimmte etwas mit meinem Selbst überein. Das Raue, Unfertige, das Schnörkellose und die Freiheit. Die Häuser waren nicht schön im herkömmlichen Sinne, aber für mich hatte das etwas Echtes. Ich bin dankbar, so früh nach Berlin gekommen zu sein und diese Phase der Stadt erleben zu dürfen. Berlin ist wie ein Kind, dem ich bei seinem Wachsen zuschaue. Ich bin dankbar, dass wir mit dem St. Oberholz mittendrin ein klein wenig Prägung stiften durften.

Ist dir bewusst, dass dieser sehr intime Zugang zu einem Ort eben auch möglich macht, sich den Veränderungen und Entwicklungen zu stellen?

Ich würde sagen Respekt ist das richtige Wort. Ansgar und ich spüren eine Demut Orten und Menschen gegenüber. Wir bewegen uns immer im Miteinander und für uns bringt das automatisch fast tägliche Veränderungen und Herausforderungen mit sich. Wir stehen heute da, weil wir alles genau so wollen.

Wie ich sehe und höre wächst das St. Oberholz kräftig. Ich habe acht Standorte insgesamt gezählt. Was bedeutet dieses starke Wachstum für dich persönlich? Welche Auswirkungen hat es auf deinen Einfluss auf Design und Raum?

Im vergangenen Sommer habe ich das Design für unser temporäres Projekt in der Wehrmühle in Biesenthal noch ein letztes mal im Ganzen ganz alleine übernommen. Ich wusste schon, dass das bis auf weiteres das finale Projekt ist, das ich persönlich ganz tief prägen werde. Bei der Gestaltung des Hauptgebäudes, des Appartmenthauses und des ehemaligen Sacklagers vor Ort, habe ich mich still von dieser Art Arbeit verabschiedet. Ich wusste, dass wir aufgrund unseres Wachstums und der vielen Orte, die wir noch formen werden, unsere Gestaltung in die Hände von Architekt*innen und Interior Designer*innen (Astrid Pankrath und Modiste) legen müssen. Wir haben in einem sehr bewussten Prozess die Gestaltungsprinzipien der St. Oberholz-DNA festgelegt und sind nun gespannt wie unsere Gäste und Coworker*innen den nächsten Evolutionsschritt des St. Oberholz Designs empfinden werden.

Give me a reason to go to the office

Das Wall Street Journal fragte Reed Hastings, den CEO von Netflix, Anfang September, ob er bereits ein Datum im Kopf habe, wann die Mitarbeitenden wieder in die Büros zurückkehren sollten. Mr Hastings Antwort lautete: “Twelve hours after a vaccine is approved.”

Twitter hat bereits im Mai Homeoffice für alle und für immer ausgerufen, alle 4.900 Mitarbeitende dürfen sich ihr Büro zuhause mit einem Budget von 1.000 Dollar selber ausstatten. Netflix und Twitter gelten nicht gerade als innovationsfeindliche Unternehmen, und doch sind ihre Regelungen, was die Dezentralisierung und Ortsunabhängigkeit der Arbeit betrifft, völlig konträr.

Es ist zu früh vorherzusagen, wie groß der Einfluss mobilen Arbeitens sein wird und wie viel und was übrig bleibt, wenn die Pandemie vorüber ist. Aber eines ist sicher: Hier wurde ein Geist aus der Flasche gelassen, der bisher nur bei Start-ups und der Avantgarde der Remote Worker zu Hause war. Ein Geist, der in kurzer Zeit Dinge zauberhaft ermöglichte, die viele Führungskräfte zuvor als völlig abwegig ansahen. Ein Geist, der den Mainstream der Wissensarbeiter*innen weltweit infiziert hat und der sich nicht einfach wieder in die Flasche zurückstecken lässt.

Was geschieht mit Unternehmenskultur?

Dieser Geist wirkt im kulturellen Spannungsfeld: zwischen der Angst der Unternehmensführung vor Kontrollverlust über die Workforce und der Frage der Workforce, warum und wozu sie Büros so nutzen sollte wie vor der Pandemie (… und warum sie wieder wertvolle Lebenszeit mit Pendeln zubringen sollte). Arbeitgeber*innen befürchten, sie hätten keine Kontrolle mehr, und wissen nicht, wie sie führen sollen, wenn kaum noch nennenswerte Begegnungen im echten Leben stattfinden. Der natürliche Reflex ist, es wieder so zu regeln wie vor der Krise.

Es ist jedoch anzunehmen, dass es Widerstand aus den Reihen der Mitarbeitenden geben wird, über den man in der Unternehmensführung nicht einfach wird hinwegsehen kann. Arbeitnehmer*innen werden einen guten und vor allem neuen Grund brauchen, um in die konventionellen Büros zurückkehren. Es ist mittlerweile bewiesen, dass mobiles Arbeiten funktioniert, nicht wenige Arbeitnehmer*innen sprechen von Produktivitätssteigerung. Sie haben an den Vorteilen von ortsunabhängiger Arbeit genippt. Auf der anderen Seite ist auch allen klar geworden, dass Brainstorming, ein Krisengespräch oder die Planung der Jahresstrategie es durchaus erfordern, gemeinsam in einem analogen Raum zu sitzen und Emotionen lesen zu können. Das Homeoffice wird nicht mehr verschwinden. Die Ansprüche an den Arbeitsplatz zu Hause werden steigen. Homeoffice ist allerdings nicht die Antwort auf alle Fragen der ortsunabhängigen Arbeit, sondern nur eine Möglichkeit für mobiles Arbeiten.

Was bedeutet das für Räume und Orte?

Konventionelle Büros, Headquarters und Single-Tenant-Einheiten werden weiterhin existieren, ihre Nutzung wird sich jedoch radikal verändern, und dies erfordert ein nie dagewesenes Maß an Flexibilität, Services und Digitalisierung. Die zeitliche Präsenz der Mitarbeitenden wird sich verringern, Headquarter werden jedoch umso mehr den Markenkern und die Kultur von Unternehmen symbolisieren müssen, als sie dies bisher taten. In zentralen großflächigen Büros in Metropolen wird ein Flächenüberschuss entstehen, der teilweise nicht auf dem herkömmlichen Immobilienmarkt verwertbar sein wird.

In Deutschland sind im August 2020 bereits 50 % aller Beschäftigten wieder voll im Büro, 20 % sind noch ein bis zwei Tage im Homeoffice. Welch vertane Chance, die Kraft dieser Krise zu nutzen!

Wie könnte das konkret aussehen?

Unternehmensführungen benötigen Beratung, um die Angst vor dem Kontrollverlust durch eine dezentralisierte Organisation zu verlieren. Es gibt wirksame und bewiesene Strukturen, die bereits vor dem Lockdown funktionierten. Die mehr persönliches Wachstum, größere Effizienz und eine Steigerung der Performance möglich machen. Aber es bedarf Mut und Entscheidungswillen der Unternehmensführung und Zuhörens gegenüber den eigenen Mitarbeitenden, um dezentrale Führung und neue Work Rules zu etablieren.

Die frei werdenden Flächen in zentral gelegenen Büros sollten an die Bedürfnisse der Workflows der Teams angepasst werden: mehr flexible Workshop- und Projekträume, flexible Arbeitstische, die tageweise gebucht werden können. Überschüssige Flächen können smart an externe Teams und Start-ups vergeben werden, die dem eigenen Unternehmen neue Perspektiven und Begegnungen ermöglichen können.

Um dem Bedürfnis der Mitarbeitenden nach weniger Fahrtzeit und mehr Flexibilität nachzukommen und gleichzeitig dem Management eine gewisse räumliche Kontrolle zu erlauben, könnte man statt eines großen zentralen HQ ein dezentrales, das über eine Metropolregion verteilt ist, einrichten. Kleine Büroeinheiten, die den Standards des Unternehmens entsprechen, die der Betriebsrat abnickt und die sich vor allem in der Nähe der Mitarbeitenden befinden. (Die Informationen über deren Wohnorte hat jedes Unternehmen, und sie lassen sich denkbar einfach auswerten). Ein Office Grid aus Neighbourhood-Offices. Ein dezentrales smartes HQ, das einzelne Teile flexibel zuschalten oder abstoßen kann, je nach Bedarf.

Die positiven Effekte auf den CO2-Abdruck durch deutlich verringerte Fahrten und die gesteigerte Zufriedenheit der Menschen, die mehr Lebenszeit zur Verfügung haben, sind wichtige Nebeneffekte. Zudem sinkt damit die Wahrscheinlichkeit, im Falle einer Ansteckung große Teile der Belegschaft in Quarantäne schicken zu müssen.

Und zu guter Letzt: Wenn Homeoffice eine echte, bleibende Alternative sein soll, müssen die Arbeitgeber*innen den Mitarbeitenden entsprechende Möbel und Tools zur Verfügung stellen.

All dem liegt ein Paradigmenwechsel zugrunde: rollenbezogenes wird zu anlassbezogenen Arbeiten. Je nach konkreter Aufgabe wählt der Mitarbeitende zwischen dem Neighbourhood-Office, Homeoffice, einem Café oder dem Headquarter aus.

Manche Unternehmensführungen fremdeln noch ein wenig mit der Neuordnung der Arbeitswelt. Eines ist jedoch vorhersehbar: Man wird weder den Geist in die Flasche noch die Mitarbeitenden in die Büros zurückstecken können.

St. Oberholz Produkte und Services

St. Share aktiviert überschüssige Flächen.
St. Flexible Office ermöglicht die Erstellung eines flexiblen Office Grids in Berlin.
St. Home bringt professionelle Büroausstattung nach Hause.
St. Consulting hilft dabei, Unternehmenskultur dezentral zu prägen und anlassbezogenes Arbeiten zu ermöglichen.

**New** St. Shop!

St. Shop – der Ort für Produkte, die zum besseren Arbeiten anregen und auch sonst einfach ganz wunderbar sind. Keine Bits, keine Bytes – nur schöne, gute Dinge, die der Unverzichtbarkeit des Haptischen und des Analogen das Gewicht geben, das sie verdienen.

Für unsere Produktlinie St. Oberholz X kooperieren wir mit Kreativen in Berlin, um gemeinsam neue, nachhaltige und innovative Produkte zu entwickeln, die der Energie und dem Pioniergeist von St. Oberholz entsprechen. Damit unterstützen wir die Gemeinschaft unabhängiger Kreativer in Berlin und lokale, unabhängige Marken. Wir sind immer auf der Suche nach neuen Ideen und freuen uns über Anregungen und neue Produktvorschläge. Bei Ideen schreibt uns gerne eine E-Mail an shop@sanktoberholz.de.

Alle Produkte im St. Shop sind von ausgezeichneter Qualität und unter fairen Arbeitsbedingungen entstanden.

Visit us shop.sanktoberholz.de/

Der neue digitale Graben

Ansgar Oberholz über den Breitbandausbau und sogenannte Kreistreue.

Kreistreue ist ein junges deutsches Wort. Es ist der Fachbegriff für ein spezifisches Migrationsphänomen. Ziehen Menschen aus Städten in die Landkreise zurück, in denen sie geboren und aufgewachsen sind, so nennt man sie kreistreu. Wie jung das Wort ist, lässt sich daran erkennen, dass man bei einer Suche im Internet nur Einträge zu einer mathematisch-geometrischen Definition findet. Empirisch ist das Phänomen der Kreistreue noch nicht erfasst, anekdotisch ist aber bekannt, dass es sich bei den Kreistreuen meist um junge Familien handelt, die ihrer Tätigkeit fast völlig ortsunabhängig nachgehen können. Wissensarbeiter, Freelancer, Kreative. Nach der Geburt des ersten oder zweiten Kindes wird in der Metropole der Umzug in eine größere Wohnung nötig, aber gleichzeitig fast unmöglich, da Anforderungen an die Wohnung und die damit zusammenhängenden Kosten nicht miteinander vereinbar sind.

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